Hear your voice – Stimmkraft durch kulturelle Bildung

Drei Projekttage mit einer 10. Jahrgangsstufe des Hainberg-Gymnasiums, in denen die Schüler:innen begleitet von 10 unterschiedlichen Künstler:innen aus den Bereichen Tanz, Musik, Schauspiel und Film ihrer Stimmkraft einen künstlerischen Ausdruck verleihen konnten.

Zwei Schüler:innen agieren in Verkleidung mit Affenmaske und Panzerbrust

Es war interessant zu erleben, wie wir unsere Meinung zu bestimmten Themen anders und freier artikulieren konnten. Durch das Theaterspielen konnte ich leichter die Perspektive der anderen verstehen, auch wenn ich trotzdem ihre Ansicht nicht teile.

Marie M., Schülerin des Hainberg-Gymnasiums Göttingen

Alle 150 Schüler:innen der 10. Jahrgangsstufe konnte in drei Projektentagen mit professionellen Künstler:innen arbeiten. Durch Tanz, Musik, Theater, Film, durch Improvisation, Verkleidungen, Schreibwerkstätten, Jam-Sessions wurde gemeinsam erprobt, wie sich die eigene Stimme anhört und diskutiert, wann man diese erheben kann und will. Die Schüler:innen probierten durch künstlerische Ventile den Gefühlen und Meinungen, welche sie – bezogen auf aktuelle gesellschaftspolitische Diskurse – haben, Ausdruck zu verleihen. Die Form und Adressat:innen der Präsentationen wurden ihnen freigestellt.

Eine Schülerin sitzt am Boden, vor ihr liegen unterschiedliche Bilder. Sie schreibt einen Text.

Es hat mich überrascht, was ich alles so schreiben kann. Ich schreibe solche Art von Texten sonst eigentlich nie.

J. S., Schüler des Hainberg Gymnasium

Vor Beginn der drei Projekttage wurden in einem Schreibworkshop alle Schüler:innen gebeten, ihre Impulse zu aktuellen Themen auf Zettel zu schreiben, um sie den künstlerischen Teams als Vorbereitung mitzugeben. Auffallend war, wie unterschiedlich die Klassen waren. Beschäftigten sich die Schüler:innen der einen Klasse vehement mit der Klimakrise, interessierte eine andere Klasse sich maßgeblich für Genderfragen. Die Methode erlaubte, dass bereits hier alle zu Gehör kamen und bereits versuchten, ihre Standpunkte zu formulieren. Die künstlerischen Teams waren divers zusammengesetzt in verschiedener Hinsicht: Die Künstler:innen kamen aus verschiedenen Disziplinen, kulturellen Backgrounds, Altersstrukturen, Grad der Behinderungen usw.
Die Teams arbeiteten in unterschiedlichen Methoden, trotzdem war die Vorgehensweise ähnlich: Am ersten Tag wurden erneut Themen eruiert und sortiert, inhaltliche Prioritäten wurden gesetzt. Am zweiten Tag wurden die Fragestellungen künstlerisch bearbeitet: Es entstanden Tänze, Filme, Szenen, Texte, Songs. Diese wurden ausprobiert, weiterentwickelt. Der dritte Tag stand im Zeichen der Präsentation: „Wem wollen wir wo das Ergebnis zeigen?“

Ich finde es krass, wie deutlich sich die Jugendlichen schon positionieren zu den Fragen nach z.B. Kopftuchverbot, Tempo-Limit, Corona-Verordnungen. Und wie konservativ auch viele sind! Ich hatte damals in dem Alter noch nicht so eine klare Meinung, geschweige denn haben mich diese politischen Dinge überhaupt interessiert.

Tobias Wojicik, Theaterpädagoge

150 Schüler:innen haben sich intensiv an drei Tagen mit ihren Fragen beschäftigt, sich über die Positionen ihrer Mitschüler:innen gestritten und Möglichkeiten gefunden, diesen Diskussionen einen künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Die Präsentationen wurden unterschiedlich wahrgenommen. Manchen Schüler:innen fehlte die Zeit, das Ergebnis perfekter zu formen, einige waren unglücklich mit der Präsentationsart. Gut angekommen ist der Versuch, die Schüler:innen die Frage nach Ort und Publikum selbst bestimmen zu lassen. So wurde neben der Aulabühne auch die Innenstadt kurzerhand für einen Flash-Mob zur Bühne erklärt.

von

Nina de la Chevallerie, Ansprechpartnerin von boat people projekt
Nadja Haghpanah, Ansprechpartnerin vom Hainberg Gymnasikum Göttingen

Begleitendes Team vom Hainberg Gymnasium Göttingen
Jan Weber, Stufenkoordinator
Anna Katharina Henning, Ansprechpartnerin für das Kulturprojekt

Künstler:innen-Team von boat people projket
Rahma Kolo – Assistentin
Luise Rist – Autorin
Sonja Elena Schroeder – Schauspielerin
Reimar de la Chevallerie – Filmemacher
Dave Ayissi La Paix – Tänzer
Hans Kaul – Musiker
Sultan Zeb Khawaja – Musiker
Kassandra Speltri – Musikerin und Schauspielerin
Tobias Wojcik – Theaterpädagoge
Nina de la Chevallerie – Regisseurin
Karokh Faraj – Theaterpädagoge

gruppenbild HEAR YOUR VOICE

Ort

Göttingen

Projektträger

boat people projekt