Niedersachsen lernt global – Schulpartnerschaften, SDG`s und 75 Jahre Zusammenarbeit mit dem globalen Süden

In Niedersachsen existieren seit vielen Jahren Schulpartnerschaften, die partnerschaftlich den Eine-Welt-Gedanken vorangebracht haben. Diese Partnerschaften leben davon, dass Begegnungen in Niedersachsen aber auch im globalen Süden möglich sind und an ausgewählten Projekten z.B. zu den Nachhaltigkeitszielen gearbeitet werden kann. Diese sollen durch konkrete Unterstützungsmaßnahmen aktiviert werden: Lernsnacks, Unterstützung von konkreten Schulpartnerschaften und Durchführung eines globalen virtuellen Marktplatzes.

Ein Tool für globale Peer-Kommunikation

Bestehende Schulpartnerschaften und darin engagierte Schüler*innen und Lehrer*innen in Niedersachsen und weltweit werden bei ihrem (virtuellen) globalen Austausch auch während der Pandemie unterstützt und mit zivilgesellschaftlichen Partnern in Verbindung gebracht, die ihre Arbeit bereichern können.

Interessierte junge Menschen und Schüler*innen aus Niedersachsen und weltweit können sich miteinander virtuell zu den Themen der SDGs austauschen und vernetzen. Sie bekommen neue Ideen und Motivation für gemeinsames Engagement.

Unterstützung von vier Schulpartnerschaften bei ihrem virtuellen Austausch

BBS Herman-Nohl, Hildesheim mit Montessori Training Center Moshi, Tansania
Es wurde ein gemeinsamer Plan entwickelt, wie die Partnerschaft wieder neu angekurbelt werden kann und wie die Zeit bis zum nächsten ENSA-Austausch überbrückt werden kann. Zunächst wurde auf der deutschen Seite mit einer Klasse aus dem Zweig „Ergotherapie“ eine Reihe von Workshops zu Digital Storytelling mit Scherpunkt auf der Erstellung von kleinen Videos gelegt. Parallel dazu wurde die Kommunikation über eine WhatsApp-Gruppe mit den tansanischen Kollegen wiederbelebt und ein Planungstreffen mit allen involvierten Lehrer*innen fand statt. Ideen für einen virtuellen Austausch wurden gesammelt. Die Lehrer*innen einigten sich darauf, dass zunächst ein Videoaustausch rund um das Thema „Frühkindliche Entwicklung“ sowie ganz generelle Vorstellungsvideos über die Schulen entwickelt werden. Diese sind von deutscher Seite fertig gestellt worden und wurden auf die gemeinsame Austauschplattform hochgeladen. Einige der Videos enden mit einer Aufforderung an die Partnerschule in Tansania, bitte zu erzählen, wie diese Themen z.B. Spielmaterialien, etc. in Tansania aussehen. Als Plattform für den Austausch hat sich die Gruppe für Padlet entschieden. Es wurden bereits die Videos von der deutschen Seite hochgeladen. In Tansania ist momentan Prüfungszeit, weswegen die Rückmeldungen noch nicht erfolgt sind.
Als Folgeprojekt ist ein Austausch von Zeichnungen und Gemälden rund um das Thema Natur geplant. Auch hierfür ließe sich weiter mit Padlet arbeiten, wobei auch die Idee eines digitalen Buchprojekts thematisiert wurde.

Käthe Kollwitz Gymnasium Hannover zur Unidad Educativa del Milenio Salinas de Guaranda in Ecuador
Bereits vor den Sommerferien wurde ein Plan entwickelt, wie die Schulpartnerschaft zur Unidad Educativa del Milenio Salinas de Guaranda in Ecuador auch im virtuellen Raum fortgeführt werden kann. Dennoch ist der Plan, dass im nächsten Jahr ein Rückbesuch der Ecuadorianer*innen stattfinden kann. Hinsichtlich Förderung hat es einige Beratungsgespräche gegeben.
Für den virtuellen Schulaustausch gibt es die Schwierigkeit, dass kaum Internetzugang, sowie wenige nutzbare Endgeräte für die teilnehmenden Schüler*innen in der Partnerschule in Ecuador existieren. Auch am Käthe Kollwitz Gymnasium musste sich erst wieder eine neue Gruppe Schüler*innen finden, die Lust hat, die Partnerschaft maßgeblich weiter zu gestalten. In einigen regelmäßigen Treffen haben die Schüler*innen bereits Konzepte

 ausgearbeitet, wie sie in zwei kleinen Videos ihrer Partnerschule einen Einblick in ihre Realität geben können. Bei einem ersten gemeinsamen Treffen Anfang Oktober wurde diese Idee der Partnerschule vorgestellt und regte auf der ecuadorianischen Seite einige Ideen an, dass auch sie ein paar Videobotschaften nach Deutschland schicken werden. Vorbereitend hierfür hat sich Johanna Lochner nun mit den ecuadorianischen Schüler*innen und Lehrer*innen getroffen und mit einigen Übungen rund ums digitale Storytelling diese mit der Plattform Padlet vertraut gemacht. Aufbauend hierauf werden nun auf einem dafür angelegten Padlet die Schüler*innen sich ihre Videobotschaften hin und her schicken können. Parallel dazu wird auf Schulebene die Schulpartnerschaft in die Breite getragen. Lehrer*innen beider Schulen haben Ideen entwickelt, wie sie in ihrem Unterricht diese reiche Ressource des internationalen Austauschs nutzen können und in kleineren Projekten einen Beitrag leisten können. Hierfür haben sich Tandems gebildet, die konkrete Projekte umsetzen werden. 

Grundschule Wingst mit zwei Schulen in Indien

Seit einigen Jahren existiert diese gut eingespielte Schulpartnerschaft zwischen zwei Schulen in Indien (in Ahmedabad und Mumbai) mit der Grundschule in Wingst. Diese Schulpartnerschaft arbeitet bisher ausschließlich im digitalen Raum und hat bereits einige sehr bemerkenswerte Projekte durchgeführt. Ihr Bedarf war nun insbesondere nach einer neuen Plattform, die einen unkomplizierten Austausch von Fotos, Videos, etc. ermöglicht.
Hierfür gab es ein erstes Treffen mit allen involvierten Lehrer*innen, wo gemeinsam überlegt wurde, was die neue Plattform alles können muss. Johanna Lochner stellte der Gruppe Padlet vor, eine digitale Pinnwand, auf der Texte, Bilder, Videos, Links, Sprachaufnahmen, Bildschirmaufnahmen und Zeichnungen abgelegt werden können und die kollaboratives Arbeiten ermöglicht.
Die Gruppe entschied sich für die Nutzung von Padlet. Daher ging es im zweiten Termin um die konkrete Nutzung und Erprobung von Padlet. Johanna Lochner teilte Tipps und Tricks und für jede Schule wurde ein Probepadlet eingerichtet, sodass sich die Lehrer*innen mit ihren Schulgruppen ausprobieren können.

GS Cirksena, Emden: Beratung der Schulpartnerschaft mit der SLBS (Sukuta Lower Basic School, Gambia)
Zielformulierung: Etablierung einer Schulpartnerschaftskultur in der Schulgemeinschaft
Ideen: Einbettung der Partnerschaft in die schuleigenen Lehrpläne verschiedener Fächer, Realisierung eines „Partnerschaftstages“ einmal pro Monat und Ausstellung möglicher Schüler*innen-Arbeiten, Kommunikation mit der Partnerschaftsgruppe der SLBS im Ganztagsangebot, Übersetzung der Homepage der GS Cirksena auf Englisch, Erarbeitung eines neuen Agreements zwischen beiden Schulen.
Beratung und erste Schritte: Die Grundlagen, auch was das konkrete Ziel und mögliche Wege dahin betrifft (siehe 1./2.), wurden in den ersten Zoom-Konferenzen mit dem Experten für globale Schulpartnerschaften Samuel Njiki Njiki (Jugendbildungsstätte Lídice-Haus/Bremen) gelegt. Wichtig dabei u.a. auch die Entscheidung, das Ziel der Schulpartnerschaft nicht als Hilfsprojekt zu definieren, sondern als „Partnerschaft mit Wissensaustausch und auf Augenhöhe“. Projekte, die eine finanzielle Förderung benötigen, können durch private Spender oder z.B. den Förderverein der GS Cirksena unterstützt werden.
Der Besuch des Experten in den dritten und vierten Klassen unserer Grundschule war ein Augenöffner für alle, denn es ging um ein Brainstorming zu „Afrika“. Die Kinder arbeiteten engagiert mit und konnten nach nur einer Schulstunde mit Ergebnissen aufwarten, die ein vorwiegend einseitiges negatives Bild in den Köpfen der Schüler*innen offenbarten. Am Nachmittag ging es im Workshop mit dem Kollegium weiter. Trotz der begrenzten Zeit kam man nach verschiedenen Übungen und der Betrachtung der Schülerergebnisse vom Morgen überein, dass neben möglichen Projekttagen und der Arbeit unserer Ganztagsgruppe (Partnerschaftsgruppe der GS Cirksena) der Unterricht in den verschiedenen Fächern dazu dienen muss, das Wissen über Afrika zu verbessern und die Partnerschaft mit der SLBS in Sukuta/Gambia zu vertiefen. Auch das Leitbild der Schule wird hinsichtlich einer neuen Partnerschaftskultur verändert werden müssen. Der Besuch der Experten Imme und Jaques der Kulturenwerkstatt Bremen mit einem Cross-Culture-Training in unserer Ganztagsgruppe war trotz längerer Gespräche und theoretischer Aspekte am Ende ein großer Spaß, der unbedingt fortgesetzt werden sollte, am besten in allen Klassen und verschiedenen Schulgremien.

Der Stand der Dinge: Verschiedene Fachkonferenzen haben sich getroffen, um Aspekte der Partnerschaft mit der SLBS in die schuleigenen Lehrpläne einzuarbeiten. Schon am 19.11.2021 werden die Ergebnisse in einer Gesamtkonferenz vorgestellt. Eine Zoom-Konferenz mit unserem Ansprechpartner in der SLBS steht noch aus. Die aktuellen Informationen wurden bisher nur über andere Kanäle ausgetauscht.

Unterstüzend hat in allen Schulen ein Cross-Culture Workshop mit insgesamt ca. 110 Schüler*innen stattgefunden: Workshop zu Interkultureller Kommunikation/Cross-Culture (Vorbereitung mit Veränderungen umzugehen, Bearbeitung von Stereotypen, Augenhöhe, Haltung)
idrgculture.eu – IDRG culture

Globaler virtueller Markplatz der Ideen
1. Planung des Tools
a. Absprachen mit Kennern digitaler Portale zur Entscheidung über den Ablauf: Barcamp online, Hackathon, Miro-Board.
b. Entscheidung für Vorauswahl durch einen Vorlaufworkshop (Speak-Up) und Matching der interessensgleichen Gruppen
c. Absprache mit den Südpartner:innen über geeignete technische Formate
2. 4 Online-Konferenzen mit Vertreter:innen (Peers und Koordination) aus 6 Ländern
a. Akquise der Teams,
b. Anforderung von Videobeiträgen, Bereitstellung des Werbevideos Einladung Projekt Peer-Ship / Invitation Project Peer-Ship – YouTube
c. Erläuterung des Speak-Up-Workshops, Handreichung
d. Zeitplan
e. Aufgaben der Moderator:innen
f. Finaler Durchgang des Ablaufs
g. Erstellung Programmablauf und Survey-Monkey
3. Koordinationsaufgaben deutsche Seite
a. Workshop Speak-Up mit dt. Teilnehmer:innen
b. Kommunikation
c. Gruppenbildung
d. Miro-Board-Vorbereitung
e. Links bereitstellen
f. Moderation und Technik-Support
g. Auswertung der Profile auf dem Miro Board: https://miro.com/app/board/o9J_lqMrcu4=/?invite_link_id=453915331988
h. Auswertung der AG-Protokolle
4. Durchführung PeerShip am 12.11.21
Am Ende waren 96 Personen angemeldet. Wegen eines Stromausfalles in Pretoria konnten sich nicht alle Angemeldeten beteiligen. Auch wurde die Internetqualität ab 15 Uhr deutlich schlechter, zum Finale waren noch 30 Personen online.
Die Gruppen wurden so gebildet, dass immer ca. 10 TN ein überschaubares Team bildeten. Die SDG-Orientierung könnte für spätere Auswertung relevant sein. Die AGs waren ausgesprochen munter. Überwiegend wurden Wissen und Perspektiven ausgetauscht. Zu konkreten Projektvorschlägen kamen nicht alle Gruppen. Alle Gruppen haben am Ende eine Sprecher:in bestimmt, die für Weiterarbeit in den kommenden Wochen sorgen wird: Armut, Gesundheit, Bildung, Gerechtigkeit, Ernährung, Klima/Wasser, Wachstum. Die Koordinator:innen werden die Ergebnisse eine Woche nach dem Event auswerten. Eine Veranstaltung, die an das Projekt anknüpft und den globalen Austausch ausbaut ist für Februar geplant.

Das Projekt förderte auf unterschiedliche Art den Austausch niedersächsischer Schüler*innen und Lehrer*innen mit Partner*innen weltweit. Die konkreten Beratungen von einzelnen Schulpartnerschaften unterstützen die Strukturbildung und motivierten die Beteiligten, Partnerschaften auf Augenhöhe zu stärken.
Der Peer-Ansatz in Maßnahme 3 deckte daneben die Möglichkeit des selbst gesteuerten Engagements von jungen Mensch ab und beeindruckte mit seiner Internationalität. Hier kamen wirklich Schüler*innen aus vielen Ländern digital zusammen und arbeiteten an einer Vision einer gerechten und nachhaltigen Welt.
Ein Schwerpunkt im Projekt lag auf digitalen Austauschformaten, die von Lehrer*innen und Schüler*innen dankend angenommen und gut genutzt wurden.

von

Ute Wittenberg, Vorsitzende Initiativen Partnerschaft Eine Welt e.V.
Sören Barge, Fachstelle Globales Lernen, Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V.

Ort

Bad Pyrmont

Projektträger

Initiativen Partnerschaft Eine Welt e.V., IP1