Eine filmische Auseinandersetzung von Schüler*innen der Realschule John-F.-Kennedy-Platz mit der NS-Diktatur in Braunschweig und den demokratischen Grundwerten der Gegenwart

Schüler*innen der Klasse 9C der Realschule John-F.-Kennedy-Platz begaben sich auf Spurensuche und setzten sich an historischen Schauplätzen, Gedenkstätten und Erinnerungsorten filmisch mit der NS-Zeit in Braunschweig auseinander. Sie reflektierten dabei auch das Leben in unserer heutigen demokratischen Gesellschaft.

Das Titelmotiv wurde in Abstimmung mit den Schüler*innen gestaltet (Foto: Stadtarchiv Braunschweig)

Bevor wir uns im Rahmen unseres Filmprojektes erstmals umfangreicher mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt hatten, wussten wir kaum etwas darüber. Uns war auch gar nicht bewusst, was in Braunschweig – unserem Lebensmittelpunkt in der Gegenwart – damals passierte.

Diana Dulson, Schülerin der Klasse 9C der Realschule John-F.-Kennedy-Platz

Das Projekt wurde zusammen mit dem Arbeitskreis Andere Geschichte e.V. (Träger der Gedenkstätte Schillstraße) und dem Graphic-Novel-Autor/Trickfilmer Nils Oskamp konzipiert und umgesetzt. Die Schüler*innen sollten sich mithilfe des Mediums Film aktiv mit der NS-Zeit aus einer regionalgeschichtlichen Perspektive auseinandersetzen. Dabei 

sollte auch ein Reflexionsprozess angeregt werden, wie sich unsere heutige demokratische Gesellschaft von dem damaligen Unrechtssystem unterscheidet. Die Jugendlichen sollten im Projektverlauf umfangreiche Gestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten haben.

Im August 2021 startete das kooperative Projektvorhaben zunächst mit einer inhaltlichen Vorbereitungsphase. Anschließend wurden im September 2021 mehrere Workshops mit den Schüler*innen durchgeführt. Zunächst erhielten sie durch Nils Oskamp, der auch die späteren Videoaufnahmen anleitete und finalisierte, einen praxisnahen Einblick in Grundlagentechniken einer Filmerstellung. Anschließend erschlossen sich die Schüler*innen mithilfe einer vorbereiteten Materialiensammlung Informationen zu verschiedenen Orten, Ereignissen und Personen. Außerdem erstellten sie Videoskripte für die nachfolgenden Filmaufnahmen. 

Während der Aufnahmen übernahmen einige Jugendliche Sprechrollen, die übrigen wurden mit weiteren Aufgaben, z.B. der Kameraführung, betraut. Im Rahmen eines Medien-Workshops wurden mit den Jugendlichen ferner Überlegungen angestellt, wie Interessierte später auf den veröffentlichten Gesamtfilm aufmerksam gemacht werden könnten, z.B. im Internet. Auf Grundlage ihrer Ideen wurde auch ein Titelbild mit einem von ihnen vorgeschlagenen Text angefertigt. Als gedruckte Postkarte soll dieses Motiv als Werbemedium fungieren und von den Schüler*innen auch selbst verteilt werden.

Heutzutage hat man viel mehr Freiheiten bzw. Möglichkeiten als damals. […] Wir haben das Recht auf Meinungsfreiheit, freie Religionsausübung und das Recht zu leben, wie man will.

Jan-Elias Waldmann, Schüler der Klasse 9C der Realschule John-F.-Kennedy-Platz

Die Schüler*innen konnten sich erstmalig intensiver mit der NS-Zeit am lokalen Beispiel beschäftigen. Sie setzten Vergangenheit und Gegenwart in Bezug und wurden dafür sensibilisiert, dass die damaligen Geschehnisse und Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Außerdem wurden Medienkompetenzen gefördert und Hemmungen z.B. gegenüber Technik und Präsentationen abgebaut. Dadurch, dass die Schüler*innen im Film selbst erläuternd auftreten und sich positionieren, fungieren sie auch als Multiplikator*innen der historisch-politischen Bildungsarbeit für andere Schüler*innen und weitere Interessierte.

Die Demokratie ist nichts Sicheres. Es gibt immer noch Ausnahmen, denn nicht alle Menschen halten sich an die demokratischen Grundsätze. Synagogen oder Moscheen werden angezündet, Juden angegriffen.

Zelal Sasmaz, Schülerin der Klasse 9C der Realschule John-F.-Kennedy-Platz

von

Schüler*innen der Klasse 9C der Realschule John-F.-Kennedy-Platz mit ihren Lehrerinnen Mareike Kiemele und Jennifer Ollesch,
Projektleitung, Recherche, inhaltliche Begleitung: Gerald Hartwig (Arbeitskreis Andere Geschichte e.V. / Gedenkstätte Schillstraße),
Workshop, Aufnahmeleitung, Schnitt, Grafik und Illustration: Nils Oskamp

Ort

Braunschweig

Projektträger

Arbeitskreis Andere Geschichte e.V.