Projektwoche der 5. Klassen der Wilhelm-Raabe-Schule Lüneburg zur Rückkehr der Wölfe mit abschließender Debatte

„Voneinander lernen“ war das Motto der geplanten Projektwoche der 5. Klassen der Wilhelm-Raabe-Schule. Die Schüler*innen eigneten sich im direkten Austausch mit Experten und Gleichaltrigen aus Rumänien über Video-Chat während der Projektwoche Wissen zum Umgang mit großen Beutegreifern an und teilten ihre Erkenntnisse mit Mitschüler*innen und Eltern bei einer abschließenden Debatte.

Auf großer Leinwand waren die Schüler*innen der Wilhelm-Raabe-Schule Lüneburg zu sehen, als sie sich mit Gleichaltrigen aus Rumänien bei einem Videochat über das Zusammenleben mit Wolf, Bär und Luchs austauschten.

Als uns das SCHUBZ fragte, ob wir an dem Projekt teilhaben möchten, haben wir sofort zugesagt. Das Thema Wolf ist in den Medien sehr präsent und neben der Stärkung von Medienkompetenz haben wir als Schule die Aufgabe im Sinne einer Demokratiebildung, Schüler*innen zu befähigen, gesellschaftliche Fragen und Herausforderungen kompetent zu beurteilen.

Heike Bresser, Mitinitiatorin der Projektwoche und Biologielehrerin an der Wilhelm-Raabe-Schule Lüneburg

Wolf und Luchs sind zurück in Deutschland. Bären leben in unseren Nachbarländern – eine erneute Einwanderung wird nicht ausgeschlossen. Diese Tatsache führt in der Bevölkerung und der Öffentlichkeit zu vielfältigen Diskussionen und ist ein gutes Beispiel für das Aushandeln gesellschaftlicher Kompromisse. Im Fall von Wölfen z.B. führen 

verschiedene Sichtweisen zu einem Entscheidungsdilemma, bei dem sich betroffene Akteure zwischen dem Schutz der Tierart, den ökonomischen Interessen sowie eventuell den eigenen Sicherheitsgefühlen entscheiden müssen. Die Projektwoche setzte genau dort an: die Kinder der 5. Klassen befassten sich mit der Rolle der Beutegreifer im modernen Europa.

Mit der Projektwoche wurden die Kinder des 5. Jahrgangs der Wilhelm-Raabe-Schule Lüneburg über das Zusammenleben mit den großen Beutegreifern Wolf, Bär und Luchs aufgeklärt. Sie erarbeiteten an Lernstationen Tiersteckbriefe und setzten sich in Rollenspielen mit Interessenskonflikten und moralischen Fragen und sozialer Verantwortung gegenüber Mensch und Tier auseinander. Außerdem erarbeiteten sich die Schüler*innen einen ausführlichen Einblick in das Meinungsbild zum Thema Rückkehr großer Beutegreifer, indem sie z.B. Mitschüler*innen befragten oder sich mit Gleichaltrigen Kindern aus Rumänien über einen Video-Anruf austauschten. Jede Klasse bearbeitete einen anderen

 Themenschwerpunkt. Im Anschluss präsentierten die Kinder ihr neu gewonnenes Wissen allen beteiligten Schüler*innen auf einem Abschlusstag am Freitag in der Aula und teilten dadurch ihre Erkenntnisse. Mit einer Jägerin und einem Wolfsberater sowie einem Politiker diskutierten sie auf dem Podium über die verschiedenen Konflikte und informierten sich dann über mögliche Lösungen. Zusammengefasst wurden Schüler*innen in die Lage versetzt, sich eine eigene, reflektierte Meinung im Unterricht zu bilden. Gesellschaftliche Kontroversen wurden auch von Lehrenden im Unterricht kontrovers dargestellt und diskutiert.

Jungen Menschen politische Teilhabe zu ermöglichen und Partizipation zu stärken, ist ein zentrales Anliegen der Demokratiebildung. Die Koexistenz mit großen Beutegreifern ist ein interessanter Kontext in diesem Rahmen, der gewinnbringend im schulischen und außerschulischen Rahmen eingesetzt werden kann.

Besonders durch den Einsatz von partizipativen Methoden in der Projektwoche wurde das prozessorientierte und ergebnisoffene Bildungsverständnis der Schüler*innen und deren Demokratiekompetenzen gefördert.

Austausch mit Partnerklasse in Rumänien über Video-Chat:
– Reflektion der eigenen Leitbilder und der Leitbilder anderer
– Erkennen von Werten und Normen in Entscheidungsprozessen

Gespräch mit betroffenen Akteuren:
– Andere Blickwinkel einnehmen

– Dialoge wertschätzend und konstruktiv führen
– Andere Meinungen zulassen (aber nicht allen Aussagen muss zugestimmt werden)
– Zuhören können

Öffentliche Debatte und Präsentation in der Aula:
– Andere Blickwinkel einnehmen
– Dialoge wertschätzend und konstruktiv führen
– Bedeutung wissenschaftlicher, unabhängiger Studien erkennen, die ein klares Bild der Tatsachen zeichnen
– Gemeinsam Lösungsansätze finden und Verbesserungen schaffen

Zusammengefasst ist die Koexistenz mit Wölfen ein spannender und situierter Anlass mit Schüler*innen über Gegenwarts- und Zukunftsfragen im Naturschutz zu sprechen und einen kritisch-kontroversen Dialog mit betroffenen Akteuren zu führen.

von

Dr. Nadin Hermann (SCHUBZ Umweltbildungszentrum Lüneburg e.V.), Heike Bresser (Wilhelm Raabe Schule Lüneburg)

Ort

Lüneburg

Projektträger

Verein zur Förderung des SCHUBZ Umweltbildungszentrums Lüneburg e.V.